Der Rennsteig – Von Hörschel nach Blankenstein

Teilnehmer: Monika Franke, FKR
Norbert Franke, FKR
Albrecht Rühl, a.G.
Carola Blecher, a.G.
Susanne Töpfer, a.G. am 01.05.2007

Zeit: 27.04.2007 bis 04.05.2007
Weglänge: 168,3 km

1. Etappe: Hörschel – Eisenach, Hohe Sonne 14,5 km
2. Etappe Hohe Sonne – Großer Inselsberg, Grenzwiese 18,9 km
3. Etappe Grenzwiese – Oberhof 29,9 km
4. Etappe Oberhof – Neustadt am Rennsteig 25,6 km
5. Etappe Neustadt am Rennsteig – Limbach 21,4 km
6. Etappe Limbach – Spechtsbrunn 19,2 km
7. Etappe Spechtsbrunn – Brennersgrün 19,5 km
8. Etappe Brennersgrün – Blankenstein 19,3 km

Das war mir früher unvorstellbar. Habe ich doch mal gedacht, dass nur das Klettern das einzig Wahre ist! – Wandern … Wie langweilig!

Aber meine Liebe zum Thüringer Wald und die Freude an neuen Herausforderungen ließen die Idee reifen, einmal den Rennsteig von West nach Ost an einem Stück zu durchwandern.

Vor Fahrtantritt hieß es bereits die Rucksäcke packen, denn das Gewicht musste ordentlich optimiert werden. Ersatzschuhe und Regenzeug waren die wichtigsten aber leider auch schwersten Gegenstände, die unbedingt mit auf Tour mussten. Schließlich hatte jeder so. ca. 10 kg Gepäck zu tragen. Wir verzichteten auf Schlafsack und Isomatte, obwohl es am Rennsteig Schutzhütten in ausreichender Anzahl und guter Verteilung gibt.

Freitag, 27.04.2007
Wir fuhren früh zeitig mit dem Zug Richtung Eisenach, um uns mit unseren Freunden zu treffen und bereits die erste Etappe der Wanderung zu beginnen. Start war gegen 10:00 Uhr an der Werra in einer Höhe von 196 m. Der Rennsteig war früher ein Botenweg. Damit der „Renner“ der heutigen Zeit auch weiß, warum er die lange Distanz bewältigen muss, ist es Sitte, einen Flusskiesel von der Werra aufzuheben und zur Saale zu tragen. Also musste noch ein Kiesel ins Gepäck marschieren. Für den ersten Tag hatten wir uns nicht allzu viel vorgenommen, da es nur bergan gehen sollte. Gegen 16:00 Uhr hatten wir unser Tagesziel „Hohe Sonne“ in einer Höhe von 434 m erreicht. Wir fuhren mit dem Linienbus zurück nach Eisenach und bezogen dort in der Jugendherberge Quartier. Da es noch nicht zu spät war und die Sonne herrlich vom Firmament schien, entschlossen wir uns noch quer über den Hang anzusteigen und die Wartburg zu besichtigen, die uns während der Wanderung stets aus der Ferne gegrüßt hatte.

Samstag, 28.04.2007
Am nächsten Tag brachte uns der Linienbus an die Stelle zurück, wo wir am Vortag unsere Wanderung unterbrochen hatten. Das neue Tagesziel hieß „Großer Inselberg“ mit einer Höhe von 916 m. Also weiter ständig bergauf. Wenn wir auch ins Schwitzen kamen, so war dieser Anstieg doch ohne größere Schwierigkeiten zu bewältigen. Leider meldete sich bei Carola schon bald eine Blase am rechten Fuß. Einen Kilometer später war auch meine rechte Ferse wund und musste verarztet werden. Die Blasen wurden unsere treuen Begleiter. Da wegen des langanhaltenden schönen Wetters und des guten Wegezustandes ein sicheres Laufen möglich war, entschloss ich mich, den weiteren Weg in Sandalen fortzusetzen. Petrus war uns hold gestimmt und ich durfte meine Bergschuhe bis zum Schluss im Rucksack tragen. Nachdem wir die schöne Aussicht vom Inselsberg genossen hatten, stiegen wir noch vom Großen Inselsberg hinab und übernachteten im Hotel „Kleiner Inselsberg“.

Sonntag, 29.04.2007
Von der Grenzwiese sollte uns der nächste Tag über die Ebertswiese bis hin nach Oberhof bringen. Gut 30 km Wegstrecke standen uns bevor. Deshalb starteten wir schon früh und gingen gut voran. Carola humpelte ein bisschen wegen ihrer Blase. Aber ich fühlte mich mit meinen Sandalen sehr wohl. Die Männer fühlten sich auch sehr wohl und hielten bei jedem Hinweisschild an, um es zu lesen oder zu fotografieren. Das zehrte schon ganz schön an meinen Kräften und ich musste in meinem eigenen Tempo voranschreiten. Ziemlich ko. kamen wir am Grenzadler Oberhof an. Nun hieß es noch an der Bobbahn und dem Biathlonstadion vorbei zu ziehen und zu den Ferienappartements zu wandern, bei denen wir unterwegs das Quartier bestellt hatten. Müde wie eine Schnecke schleppte ich mich hinter den anderen her. Im Quartier angekommen, konnte ich nur noch die Füße hochnehmen und ausruhen. Die Männer gingen noch mal los, um etwas für das Frühstück und neues Blasenpflaster zu besorgen. – Man glaubt gar nicht, wie viele Muskeln so am Körper existieren!

Montag, 30.04.2007
Für den folgenden Tag hatten wir uns vorgenommen bis Neustadt am Rennsteig zu wandern. Diese Strecke kannten Norbert und ich bereits vom Herbst vorigen Jahres. Auch dieser Tag zeichnete sich durch strahlenden Sonnenschein aus. Wenn es auch kühler war und wir nicht mehr in kurzen Hosen wandern konnten. Es ging durch herrliche Wald- und Berglandschaften. Das Land erstrahlte im saftigen frischen Grün des in diesem Jahr bereits weit vorangeschrittenen Frühlings. In der Ferne leuchteten große gelbe Rapsfelder. Das Gasthaus „Schöne Aussicht“ in Neustadt, welches wir wie am Vortag von unterwegs gebucht hatten, erreichten wir wohlgemut, auch wenn wir die reichlich 25 km in unseren Knochen spürten. Dennoch fühlten wir uns so stark, dem örtlichen Hexenfeuer noch einen Besuch abzustatten und die dortige Bratwurst zu probieren.

Dienstag, 01.05.2007
Auf diesen Tag hatten wir uns besonders gefreut, denn Norberts Tochter Susanne, die in Ilmenau lebt, wollte eine Etappe mit uns gemeinsam wandern. Pünktlich traf sie am vereinbarten Treffpunkt in Neustadt ein und los ging’s. Zunächst machten wir an der Rennsteigwarte auf dem Eselsberg bei Masserberg einen ersten Halt und genossen einen zünftigen Wildgulasch. Frisch gestärkt ging es weiter über die Eisfelder Ausspanne nach Friedrichshöhe. Früher transportierte man alles noch mit Pferdewagen. Bei den steilen Anstiegen mussten die Fuhrwerke mit zusätzlichen Zugpferden aus den Bergdörfern versorgt werden. Oben angekommen, wurden diese wieder ausgespannt. Daher der Begriff „Ausspanne“. Auf Friedrichshöhe hatte ich mich besonders gefreut, habe ich als Kind doch in vielen Jahren dort meine Ferien verbracht. Das Dorf ist noch genauso klein. Aber die Anzahl der Einwohner hat sich in den letzten 35 Jahren von 52 auf 28 reduziert. Der Wirt der Dorfschänke hatte sich mit flotter Musik, feinem Kuchen und frischer Erdbeerbowle auf den Feiertag vorbereitet. Da aber die Touristen auf das schöne Wetter nicht eingestellt waren, hatte er Angst, auf seiner Bowle sitzen zu bleiben und pries sie uns herzlichst an. Natürlich konnten wir der Einladung nicht widerstehen, auch wenn der Preis „gepfeffert“ war. Also verließen wir bald die Schänke und wanderten weiter. Unser nächster Halt war an der Wasserscheide von Weser, Rhein und Elbe. Schließlich erreichten wir unser Etappenziel Limbach, nur eine Unterkunft hatten wir noch nicht. Bei der ersten Herberge, an der wir klingelten war niemand zu Hause. Zu guter Letzt landeten wir in „Elkes Jägerstube“. Die Unterkunft war nicht viel sauberer als eine Schutzhütte am Weg. Dafür entschädigte uns Elke mit einem guten kräftigen Frühstück.

Mittwoch, 02.05.2007
Unser nächstes Ziel war Spechtsbrunn. Es ging über Neuhaus am Rennweg immer den gut markierten Rennsteig entlang. Unterwegs begegneten wir alten Bekannten von unterwegs. Wir hatten sie „Dick und Dick“ genannt. Zwei Männer, 58 und 38 Jahre alt. Vater und Sohn. Beide zusammen sicher ein Gewicht von 380 Pfund. Sie waren mit voller Ausrüstung, also auch Schlafsack, Isomatte und Kochgerät losgezogen, hatten sich aber bald entschlossen, diesen Teil der Ausrüstung unterwegs zu deponieren und trugen den verbliebenen Rucksack abwechselnd. Ihre Leibesfülle gestattete es ihnen nicht, vom Weg abzuweichen um beson-ders lohnende Aussichten mitzunehmen. Dennoch sahen wir sie bis zum letzten Tag immer mal wieder. Hut ab!

Donnerstag, 03.05.2007
Der nächste Tag sollte uns nach Brennersgrün bringen. Dies ist ein kleiner abgeschiedener Ort, der inmitten der früheren innerdeutschen Sperrgebiete liegt. Seit dem Ende der deutsch-deutschen Teilung ist es ja wieder möglich, den Rennsteig durchgehend zu begehen. Dieser Streckenabschnitt führte uns öfter über Grenzstreifen und eine längere Strecke auch durch den Frankenwald. In Franken geht der Rennsteig oft parallel zur Landstrasse. Aber die Bayern habe eine gut markierte Ausweichstrecke angelegt, die nur wenig länger als der Originalrennsteig ist und über abwechslungsreiche Waldstrecken führt. Immer wieder kam es vor, dass wir den Weg verlassen mussten. Die Ursache lag darin, dass der Orkan „Kyrill“ auch Thüringen nicht verschont hatte und umgestürzte Bäume zu überwinden waren. Kurz vor Brennersgrün machten wir noch einen Abstecher zum Wetzstein, auf dem sich ein schöner Aussichtsturm befindet. Dieser dient zugleich als Mahnstätte für die vertriebenen Sudetendeutschen. Von Brennersgrün hatten wir erfahren, dass „ …Frau Müller, gleich im ersten Haus rechts …“ lobend für ihr Wanderquartier erwähnt wird. Zum Glück hatte vor uns kein Wanderer um Quartier nachgefragt. Und so konnten wir die wirklich hervorragende Gastfreundschaft von Frau Müller genießen und mussten nicht in dem schmuddeligen Gasthof einziehen. Immerhin hatte Carola mit ihrer bestimmten Liebenswürdigkeit erreicht, dass der Gastwirt unsere Gläser nochmals spülte bevor er das Bier zapfte. Nach einem Bier hatten wir genug und gingen lieber in unser Privatquartier. Frau Müller versorgte uns noch mit einigen Flaschen Bier und wir bedankten uns mit zünftigem Gesang.

Freitag, 04.05.2007
Nun stand unsere letzte Etappe bevor. Da wir den Zug um 16:42 Uhr in Blankenstein erreichen wollten, starteten wir bereits um 08:00 Uhr. Das Gelände war einfach und es ging aus unserer durchschnittlichen Wanderhöhe von ca. 750 m üNN leicht bergab auf 415 m zum Ufer der Selbitz. Das ist ein kleiner Bach, der im Nachbarort von Blankenstein zur Saale wird. Vom Selbitzsteg aus entledigten wir uns unserer Verpflichtung und übergaben den Werrakiesel den „Fluten“ der Saale. Der Rennsteig mit seinen 168,3 km war absolviert. Gelaufen sind wir aber wesentlich mehr, weil wir alle Aussichtspunkte, Rastplätze, Quellen, Bratwurstroste usw. mitgenommen haben. Der Eisbecher, auf den wir uns während der letzten Etappe so gefreut hatten, war sein Geld nicht wert. So warteten wir lieber auf dem Bahnhof auf unseren Zug und kamen gegen 22:00 Uhr zu Hause an. Am nächsten Morgen fiel es uns dann schwer, wieder in die Zivilisation einzutauchen und uns in den Alltagsstress zu begeben.

Resümee
Wir bedanken uns bei Petrus dafür, dass während der ganzen Wanderung die Sonne schien und strahlend blauer Himmel unseren Weg begleitete. Carola gebührt der „Blasenorden“ weil sie so tapfer mitgelaufen ist. Albrecht bekommt einen extra-Applaus für seine interessanten Informationen zu erwähnenswerten Stätten des Rennsteigs. Norbert und Moni verdanken wir, dass wir nun das Rennsteiglied von Herbert Roth singen können. – Das gesamte Team trug zu diesem schönen Erlebnis bei.